Vor Ort in einem unserer Test Center für Schüttgut-Handling

Doch wie funktionierte der Technikumsbetrieb während der vergangenen Monate unter den bekannten Reiserestriktionen? Was gibt es Neues in unseren Test Centern? Und an welchen spannenden Projekten und Entwicklungen wird aktuell gearbeitet?

Wir blicken hinter die Kulissen und beginnen mit unserem Test Center für das Schüttgut-Handling am Coperion-Standort in Weingarten. Dort haben wir Ralf Bösch interviewt. Er leitet den Bereich Research & Development, Material Handling bei Coperion und ist Experte rund um die verfahrenstechnisch richtige Auslegung von Förderanlagen, Material Handling Systemen und Komponenten.

Frage: Wir beschäftigen uns ja bereits seit Jahrzehnten mit den Themen Schüttgutaufbereitung und pneumatische Förderung und haben ein sehr umfangreiches Wissen bzgl. der Eigenschaften und dem Verhalten von über 10.000 Schüttgütern. Warum ist es heute dennoch erforderlich, Produktversuche im Technikum zu machen?

Antwort: Infolge wachsender Anforderungen und neuer Anwendungen kommen fast täglich neue Materialien auf den Markt, bei denen die Rezepturen immer komplexer werden. Die heutigen Produkte bestehen aus deutlich mehr Rohmaterialien als früher. Damit werden die Endprodukte immer sensibler für das Handling im nachfolgenden Prozess. Somit ist es unerlässlich, neu entwickelte Produkte in unserem Technikum ausführlich zu untersuchen und damit unseren Erfahrungsschatz zu erweitern. Die Ermittlung dieser Grundlagen bildet die Basis für die optimale Auslegung von Produktionsanlagen. Und sie gibt unseren Kunden schon vor einer Investition die wichtige Sicherheit über die spätere Leistung ihrer Anlage.

Frage: Welche Versuchsmöglichkeiten bietet das Technikum in Weingarten?

Antwort: Mit einer Vielzahl unterschiedlichster Technologien und unserem geschulten Fachpersonal steht eine leistungsfähige und moderne Umgebung zur Untersuchung von Schüttgütern zur Verfügung. So können wir z.B. die pneumatische Förderung von Schüttgütern über ein Rohrleitungsnetz mit einer Gesamtlänge von über 2000 m und unterschiedlichsten Durchmessern testen. Komplexe Messsysteme stellen sicher, dass alle notwendigen Messdaten erfasst und aufgezeichnet werden. Damit bieten wir unseren Kunden jederzeit die Möglichkeit, sowohl Versuche im Zusammenhang mit Anlagenprojekten als auch unabhängige Studien durchzuführen. Unsere Kunden können bei den Versuchen persönlich dabei sein. So geben wir ihnen die Gelegenheit, sich vor Ort zu informieren und von unserer Leistungsvielfalt beim Schüttgut-Handling zu überzeugen. Die Synthese aus Schüttgutuntersuchungen im Technikum und Labor sowie unserem Fachwissen ist die optimale Grundlage zur Lösung verfahrenstechnischer Problemstellungen.

Frage: Welche Rolle spielt das Labor im Zusammenspiel mit dem Technikum?

Antwort: Unser modern ausgestattetes Labor bietet alle grundlegenden Messmöglichkeiten zur Charakterisierung von Proben hinsichtlich ihrer schüttgutmechanischen Eigenschaften. Hierzu zählen unter anderem die Schütt-, Rüttel- und Partikeldichtemessung, Korngrößenanalyse, Feuchtebestimmung, Fluidisieruntersuchung sowie die Ermittlung des Fließverhaltens von Schüttgütern mit dem Ringschergerät.

Frage: Auch bei unseren Kunden spielen Themen wie Energieeffizienz, Nachhaltigkeit etc. eine immer wichtigere Rolle. Können Sie mit den Möglichkeiten im Technikum in Weingarten auch hierauf Antworten geben bzw. diese Dinge in eine Anlagenauslegung einfließen lassen?

Antwort: Themen wie der energieeffiziente, nachhaltige Betrieb einer Anlage spielen eine ganz wichtige Rolle. Zum Beispiel laufen zur Energieeinsparung bereits interessante Entwicklungsprojekte. In unserem Technikum verifizieren wir diese Entwicklungen mit Zahlen. Basierend darauf sind wir in der Lage, unseren Kunden hinsichtlich Energieeffizienz eine optimal ausgelegte Förderanlage anzubieten. Bei der Nachhaltigkeit haben die Themen Recycling und Batterieherstellung sehr hohe Priorität. Spannend sind die Untersuchungen unterschiedlichster Recycling-Materialien, die erfreulicherweise immer mehr eingesetzt werden. Durch die Vielzahl und die Flexibilität unserer Versuchseinrichtungen finden wir immer die richtige Lösung für deren Produkthandling. Gleiches gilt für die Untersuchung von Produkten, die bei der Batterieherstellung erforderlich sind. In einem speziellen Bereich unseres Labors können wir sogar Gefahrenstoffe intensiv analysieren.  

Frage: Worin lagen die Herausforderungen in den vergangenen Monaten?  

Antwort: Mit strikter Einhaltung der bekannten Hygiene-Regeln konnten wir auch in den letzten Monaten Kundenversuche durchführen. Leider war es aber manchen Kunden aufgrund der Reiserestriktionen nicht möglich, das Technikum persönlich zu besuchen. Dank digitaler Lösungen wie Live-Streams konnte aber auch hier ein sehr intensiver Austausch mit dem Kunden stattfinden und wir waren in der Lage, die Versuchsergebnisse ausgiebig zu diskutieren. Trotzdem freuen wir uns sehr, wenn wieder alle unsere Kunden uns in unserem Technikum in Weingarten besuchen können.

Herr Bösch, wir danken Ihnen für das Gespräch!