Herr Schofer, welchen Beitrag kann das chemische Recycling zur Kreislaufwirtschaft leisten?
Grundsätzlich wohl einen großen. Aber es geht nur zusammen mit dem mechanischen Recycling. Und es geht nur dann, wenn sich die Kreislaufwirtschaft nicht nur in Deutschland oder Europa, sondern in der ganzen Welt durchsetzt. In vielen Teilen der Welt gibt es aber bislang keine oder nur fragmentarische Abfallsammelsysteme, Pfandsysteme und dergleichen, um überhaupt einen hinreichenden Abfallstrom für das Recycling zu bekommen. Momentan springen immer mehr große Konzerne auf den Zug des chemischen Recyclings auf. Die sind alle international aufgestellt. Da gibt es Hoffnung, dass diese viel zur Durchsetzung der notwendigen Infrastruktur in allen Teilen der Welt beitragen werden.
Das chemische Recycling hat ein Riesenpotenzial. Die Ergebnisse, die man bis jetzt erzielt hat, sind sehr vielversprechend. Dennoch steckt das chemische Recycling noch in den Kinderschuhen, während das mechanische schon etabliert ist. Chemisches Recycling hat insbesondere deshalb Potenzial, weil es viele Kunststoffe gibt, die man mechanisch nicht mehr aufbereiten kann, und es werden immer mehr hinzukommen. Beispielsweise im Baubereich, wenn man an die vielen gemischten Kunststoffe denkt, die bei einem Häuserabriss zutage treten. Oder an die Automobilindustrie. Und deshalb muss das chemische Recycling einen großen Teil zur Kreislaufwirtschaft beitragen.